Die Konsequenzen umgangs– und sorgerechtlicher Streitigkeiten sind für Eltern und Kinder sehr oft dramatisch mit Auswirkungen auf das gesamte Leben. Die Ursachen sind dabei vielfältig und Intervention von außen dann geboten, wenn sie deeskalierend und vor allem hilfreich ist. Sie muss das Wohl der Kinder beachten und sollte zugleich unbedingt, wenn es dem Wohl von Kindern nicht widerspricht und zugleich die Grundrechte von Eltern und Kindern gleichermaßen achtet, das Maß aller Dinge für die Politik und die beteiligten Institutionen sein. Es sollte die Aufgabe aller Beteiligten, einschließlich der Eltern sein, im Sinne der Kinder zu agieren und ihnen beide Eltern in einem Rahmen zu erhalten, in dem Eltern im Sinne der Kinder wieder eine Basis finden. Wo das nicht der Fall ist, wollten wir wissen, bei wem Betroffene die Urheberschaft sehen, welche Konsequenzen es für die Eltern hat und wie der jetzige Status ist.
Wo sehen Sie die Urheberschaft der Entfremdungsaktivitäten?
Alle Teilnehmer (n=1.177) | Nur Eltern (n=893) | |
Jugendamtsmitarbeitende | 59 % | 60 % |
Beim anderen Elternteil allein | 58 % | 56 % |
Beim anderen Elternteil, beeinflusst durch Dritte | 52 % | 55 % |
Familiengerichte | 47 % | 48 % |
Anwaltliche Vertretung des anderen Elternteils | 45 % | 47 % |
Eltern oder Verwandte des anderen Elternteils | 38 % | 41 % |
Verfahrensbeistände | 38 % | 40 % |
Gutachter | 27 % | 28 % |
Familienberatungsstellen | 18 % | 18 % |
Beide Eltern hatten Anteile | 5 % | 6 % |
Die Werte aller Teilnehmer und die Werte der Eltern unterscheiden sich kaum. Wo rund 60% die Urheberschaft von Entfremdungsaktivitäten bei Jugendamtsmitarbeitenden sehen und gut die Hälfte beim Familiengericht, besteht dringender Handlungsbedarf beim gesetzlichen Rahmen.
Auf niedrigem Niveau fallen Verfahrensbeistände nur sekundär ins Gewicht, noch weniger die Gutachter und die Familienberatungsstellen. Die Urheberschaft beim anderen Elternteil sollte man hier ganz vorne erwarten. Tatsächlich liegt das Jugendamt jedoch vorne. Nicht zu unterschätzen ist in der Dynamik von Streitigkeiten die Rolle von Dritten wie Großeltern, Verwandten, Freunden oder der anwaltlichen Vertretung von Elternteilen.
Welche Folgen hat der Kontaktabbruch für den betroffenen Elternteil?
Alle Teilnehmer (n=1.177) | Nur Eltern (n=893) | |
Bis jetzt noch keine Folgen | 4 % | 4 % |
Hat die Situation akzeptiert | 25 % | 25 % |
Denkt viel daran, ist oft in schlechter Verfassung | 75 % | 76 % |
Elternteil ist in ärztlicher oder therapeutischer Behandlung | 42 % | 46 % |
Es fällt Elternteil schwer, einer regelmäßigen Arbeit nachzugehen | 30 % | 34 % |
Elternteil hat Job verloren, kann Beruf nicht mehr ausüben | 14 % | 16 % |
Elternteil raucht / trinkt mehr | 22 % | 23 % |
Die Beziehung leidet oder ist zerbrochen | 27 % | 27 % |
Elternteil hat schon darüber nachgedacht, sich das Leben zu nehmen | 30 % | 34 % |
Elternteil hat einen oder mehrere Suizidversuche deswegen hinter sich | 3 % | 4 % |
Wie ist der jetzige Status der Bemühungen?
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Alle Eltern (n=893) |
Mütter | Väter |
Elternteil hat keine Kraft mehr | 54 % | 53 % | 52 % |
Elternteil hat kein Geld mehr | 44 % | 41 % | 46 % |
Elternteil möchte Kind/ern dieses Martyrium ersparen | 37 % | 36 % | 38 % |
Elternteil bemüht sich weiter | 64 % | 64 % | 63 % |
Es ging nichts mehr | 21 % | 21 % | 21 % |
Eltern sind ein Leben lang Eltern. Umgangs- und Sorgerechtsstreitigkeit belasten sie in vergleichbarem Maße, bringen sie finanziell ans Limit oder darüber hinaus . Viele wissen um das Leiden ihrer Kinder, doch können oder wollen sie sich in den meisten Fällen weiter bemühen.
Ziffern: Datum & Uhrzeit des Eingangs zur Dokumentation und Nachverfolgung
10-08-23-09
Das ist bei mir und den beiden Jungen schon lange her. Die Jungs sind jetzt 21 und 25 Jahre alt. Der Jüngere war damals 11 Monate, der Ältere 3 1/2 Jahre. In einer Nacht- und Nebelaktion hat meine damalige Frau mit den beiden Kindern mein Haus verlassen. Es gab keine großen Gründe, sie war einfach der Ehe überdrüssig. Außerdem hat sie auch auf den großzügigen Kindesunterhalt und nachehelichen Unterhalt spekuliert. Lange Rede kurzer Sinn: Die Söhne hörten Zeit ihres Lebens nur Negatives über mich, es war quasi Gehirnwäsche. Ich habe oft beim Jugendamt vorgesprochen, Familiengericht, Gutachten, Verfahrensbeistände, die ganze Palette eben. Für Kindesumgang hat es trotzdem nie richtig funktioniert. Hat alles nichts genützt. Um Frieden herzustellen, wurde mir empfohlen, dem von der Mutter gewünschten Sorgerechtsentzug zuzustimmen, damit die Kinder zur Ruhe kommen. Ich sollte in Liebe loslassen, "wir können nichts mehr machen". Jetzt ist die Mutter an Krebs gestorben, aber die Jungen wollen trotzdem von mir absolut nichts wissen. Es tut mir immer noch sehr weh, alle 2 - 3 Stunden denke ich immer noch an diese Ungerechtigkeit, die mir widerfahren ist. Ich sehe auch die prekäre Situation von den beiden Brüdern, aber sie lehnen jedes Hilfsangebot von mir strikt ab. Ich habe mir mein ganzes Leben anders vorgestellt, wollte ein guter Vater sein, das wäre ich auch geworden, aber meine Vaterschaft bestand immer nur aus Zahlungsaufforderungen. Ich bin müde geworden!
08-08-21-24
Erstes Gutachten war absolut einseitig und beeinflusst und ging negativ für mich aus. Beim zweiten Verfahren dieselbe Gutachterin, kein Chance. Situation noch verschlimmert. Ich bin in ärztlicher Behandlung. Habe Suizidgedanken. Den Kindern geht es seelisch absolut schlecht. Warten auf den Tag, an dem sie bei mir bleiben können.
19-09-16-32
Ich habe es viermal durchleben müssen und jetzt nach 21 Jahren Kampf insgesamt ist meine Kraft am Ende. Bisher hatte ich nur freche und anmaßende Mitarbeiter erlebt bis auf zwei. Ständig neue Sachbearbeiter oder Verfahrenspfleger vor die Nase gesetzt bekommen. Beschlüsse wurden ignoriert vom Vormund und den Sachbearbeitern und man wurde systematisch immer wieder mit Worten entwürdigt.