Im Sommer ist mein Opa gestorben. Weil meine Eltern getrennt sind, bin ich abwechselnd bei Mama oder bei Papa. Als mein Opa gestorben ist, habe ich es nicht gewusst. Ich war gerade bei Papa in den Ferien. Er hat es mir nicht gesagt. Als die Schule wieder angefangen hat, hat mir meine Lehrerin gesagt, dass Opa tot ist, weil sie ihn kennt und auf der Beerdigung war. Papa hat dann gesagt, das sei zu traurig für Kinder, und Mama hätte ja ihre Familie da. Dabei waren wir auch zusammen bei der Beerdigung, als Frau Lorenz, unsere Nachbarin gestorben ist.
Selda, 10 Jahre alt
Das ist sehr traurig, dass Seldas Opa gestorben ist. Trotzdem wäre sie gern zu seiner Beerdigung gegangen. Sie hat das ja schon einmal erlebt. Traurig war aber auch, dass sie nicht bei Mama sein konnte, es war ja ihr Papa. Jetzt ist Selda ziemlich sauer auf ihren Papa, dass er das nicht gesagt hat. Vielleicht wollte er sie nur schützen, dass sie nicht so traurig ist?
Wenn die Eltern nicht mehr zusammenleben, wollen sie oft nicht, dass Papa noch mit Mamas Eltern befreundet ist, oder Mama sich noch mit Papas Schwester trifft. Manchmal wollen sie es auch nicht, obwohl es vielleicht der Patenonkel ist, den man dann nie wiedersehen soll. Das geht aber nicht. Denn das ist Deine Familie. Würdest Du Dich trauen, das Deinen Eltern zu sagen? Oder hättest Du Jemanden, aus der Familie Deiner Mama oder Deines Papas, dem Du das sagen könntest? Natürlich haben Deine Eltern Dich beide lieb, auch wenn sie getrennt sind. Aber Deine Omas, Deine Opas, Deine Onkel und Tanten haben Dich auch lieb und Du liebst sie vielleicht auch? Das darfst Du! Vielleicht haben Deine Eltern das nur vergessen. Du darfst sie daran erinnern.
In vielen Orten gibt es neben kirchlichen Trägern, wie Caritas Verband oder Diakonisches Werk, Freie Träger der Jugendhilfe (Der Paritätische oder Kinderschutzbund, Familienzentren, Pro Familia, Erziehungsberatungsstellen) sowie Initiativen und Selbsthilfegruppen mit Angeboten zum Thema Trennung und Scheidung. Dies ist von Ort zu Ort verschieden.
Für Eltern gibt es Kurse und Gruppen, in denen sie Gehör finden, sich austauschen und aussprechen können: „Kinder im Blick“ oder mit Kindern gemeinsam auch „Kinder aus der Klemme“.
Vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend:
Für Kinder: „Nummer gegen Kummer“: 116 111
Für Erwachsene: “Nummer gegen Kummer“: 0800 2255530
Weiterhin kann das örtliche Jugendamt über Hilfsangebote informieren.