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PAS oder Entfremdung, Absicht oder nicht?

„PAS gibt es gar nicht“ hört man mitunter in Diskussionen, wenn es nach einer Trennung/Scheidung um die Entfremdung eines Kindes zu einem Elternteil geht.

 

Es ist egal, ob es „PAS“ (Parental Alienation Syndrome) gibt oder nicht. Es handelt sich um einen Streit unter Fachleuten, ob es als Diagnose in das Klassifikationssystem für psychische Störungen aufgenommen wird oder nicht.

 

 

Was es aber ganz bestimmt gibt, ist eine Entfremdung der Kinder mit einem Elternteil, meistens mit jenem, bei dem das Kind nicht lebt. Selbstverständlich gibt es auch Eltern, die hier das Kind im Blick haben und die Eltern-Kind-Beziehung zu beiden Elternteilen unverändert bleibt. Bei einer Entfremdung spielt es erst einmal keine Rolle, ob dies bewusst von Vater oder Mutter initiiert wird, oder ob es sich einfach so ergibt. Etwa, weil EineR weit weg zieht, Einem/Einer mit der Arbeit oder anderen Dingen beschäftigt ist, oder er/sie eine/Einer eine neue Familie hat. Da ist es oft so, dass sich eine Entfremdung selbst ergibt. Irgendwann finden sich Alle damit ab. Für den hauptsächlich betreuenden Elternteil ist es bequem, nicht bei Allem den Anderen fragen zu müssen, für den Anderen ist es bequem, sich nicht kümmern zu müssen, und sich weite Fahrten, Ärger und Alltags-Herausforderungen zu ersparen. Beide sind froh, dass sie mit dem jeweils Anderen nichts mehr zu tun haben.

 

 

Ist das aber wirklich gut für das Kind?

 

 

Schärfer wird es, wenn ein Elternteil die Entfremdung des Kindes zum Anderen bewusst und aktiv herbeiführt. Dies geschieht oft aus bitteren, der Trennung geschuldeten, Gefühlen heraus. Unbewusst – bewusst oder ganz direkt: Man redet schlecht über den Partner, hintertreibt die Beziehung des Kindes, und -ist man erst einmal im Strudel- beeinflusst man das Kind bis hin zur Manipulation und Instrumentalisierung. Vom Familiengericht empfohlene Unterstützungsangebote durch das Jugendamt oder Beratungsstellen werden nicht wahrgenommen oder einseitig abgebrochen. Maßnahmen, die dem Kind und einer Befriedung dienen, werden ignoriert.

 

 

 

Beides ist aus unserer Sicht schädlich für das Kindeswohl und benachteiligt es nachhaltig. Wir suchen keinen „Schuldigen“. Wir wollen Eltern unterstützen und ermutigen, ihren Kindern beide Eltern zu erhalten und ihnen -trotz Trennung- eine unbelastete Kindheit zu ermöglichen.

 

 

 

Dr. Charlotte Michel-Biegel

2/2020

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